Wer hätte das 1997 gedacht? Aus einem Segment der EuroShop, dem Retail Technology Forum, hat sich 2003 die EuroCIS zu einer eigenständigen Messe für Technologie im Einzelhandel entwickelt. Mittlerweile ist sie die Leitmesse im europäischen Raum für IT-Lösungen, Sicherheitstechnologien und digitale Innovation im Handel.
Inhaltsverzeichnis
EuroCIS: KI als Technologietreiber
Die Aussteller decken mit ihren digitalen Lösungen die gesamte Dienstleistungskette von Einkauf über Logistik und Marketing bis zu Check-out und Analyse ab. Vertreten sind E-Commerce und E-Business, Warensicherung und -überwachung, Wiegesysteme und Preisauszeichnung, Warenwirtschaft und Lieferantenmanagement sowie Bezahlverfahren und Personalmanagement. Das Rahmenprogramm bietet Praxisnähe mit Themenbühnen, Sonderflächen, Preisverleihungen und geführten Rundtouren. Mit Fallstudien, Trendshows, Vorträgen, Diskussionen und mehr bietet die EuroCIS viel Raum für den Erfahrungsaustausch und zum Netzwerken.
Mit dem Fokus auf Handelstechnologien präsentiert die Messe jährlich die jeweils neuesten Lösungen für aktuelle Herausforderungen im Handel. Deshalb ist die EuroCIS längst nicht mehr nur interessant für die IT- und Sicherheitsbranche, sondern auch für Entscheider in Einkauf und Vertrieb, Logistik und Ladenbau. Der Anteil an Besuchern aus Marketing und Sales nimmt zu: Es kommen Großhändler, Anbieter für System- und Erlebnisgastronomie, Vertreter der Konsumgüterindustrie sowie Finanzdienstleister.
Mit 500 Ausstellern aus 37 Ländern war die Messe 2025 komplett ausgebucht. Sie ist international interessant, denn sie zog rund 14.000 Fachbesucher aus 95 Ländern auf das Düsseldorfer Messegelände. War es früher eine Halle, so belegt die EuroCIS inzwischen 14.400 Quadratmeter Fläche. Zusätzlich gab es 375.000 virtuelle Besucher, die 1,4 Millionen Page Impressions hinterließen.
2025 war KI ein Megathema in allen Bereichen: vom Einkaufswagen bis zur Kasse, vom intelligenten Warenträger bis zum Service-Roboter ging es um Automatisierung und Effizienzsteigerung betrieblicher Prozesse. Außerdem gab es neue Technologien zu Kundenansprache, Omnichannel-Integration sowie Energiesteuerung. Sonderflächen widmeten sich den Themen Cybersecurity und Food Service Innovationen, außerdem durften sich vielversprechende Newcomer im Start-Up-Hub präsentieren.
Die EuroCIS findet jedes Jahr statt, denn die Innovationsschnelligkeit ist enorm. Besucher erleben während der fünf Messetage, was in der Branche und auf dem Markt wirklich passiert.
EuroCIS 2026 – Save the Date!
Die nächste EuroCIS findet vom 22. bis 26. Februar 2026 in Düsseldorf statt. Alle drei Jahre findet parallel die EuroShop statt, die Leitmesse für den Einzelhandel.
Messebesuch 2025: Motto „Go beyond today“
- EuroCIS 2025 – Poster „Go beyond today!“
Fünf große Themen beschäftigen derzeit den Handel, der nach mehr Automatisierung, mehr Effizienz und mehr Kundenerlebnis sucht.
Ein Megatrend ist die Künstliche Intelligenz, deren Fähigkeiten und damit auch Einsatzmöglichkeiten sich in kürzester Zeit potenzieren. Neben betriebswirtschaftlichem Nutzen für Prognose und Planung, Warenwirtschaft, Bestandsmanagement und Sortimentsgestaltung sowie Preisfindung kann eine generative KI vor allem bei der Prozessautomatisierung helfen, einer Antwort auf den Fachkräftemangel.
Unter Customer Centricity fassen die Aussteller Technologien zusammen, die helfen, das Kundenverhalten zu verstehen und gezielt darauf einzugehen. Auch hier kommt KI zum Einsatz, etwas bei Analysen. Es wurden mobile Apps oder IoT-Geräte vorgestellt, die individuelle Ansprache, Angebote und Werbung auf allen Verkaufskanälen zulassen. KI-generierte Texte, Bilder und Chatbots vereinfachen die Kundenkommunikation. Einerseits steigert das den Umsatz, andererseits führt es zu mehr Kundenzufriedenheit.
Der Begriff Smart Store bündelt Lösungen für selbst funktionierende, quasi mitarbeiterlose Läden: Einlasscode, ESL (elektronische Preisetiketten), smarte Einkaufswagen mit Personalisierung, intelligente Regale mit KI-gestützter Artikelerkennung, Cash Management, Retail-Media und seamless checkout sind nur Beispiele für die ausgereiften Angebote zahlreicher Aussteller zur Digitalisierung im Handel.
Mehr denn je sind die Unternehmen gefragt, sich gegen Cyberangriffe zu wappnen: Die Aussteller zeigten, wie man Kundendaten und Transaktionen schützen, Online-Plattformen sichern, Betrug verhindern und Erpressung abwehren kann. Am eigens eingerichteten Cyber Security Hub informierte die Messe außerdem über Möglichkeiten, wie Firmen ihre Infrastruktur schützen können, beispielsweise durch Backups, Verschlüsselung oder Sicherheitskontrollmechanismen.
Eine Herausforderung für den Handel sind die hohen Kosten für Energie und Rohstoffe. Die Aussteller präsentierten intelligente Produkte für ein Smart Energy Management, das Kosten transparent macht und sich durch automatisierte Steuerung effizient gestalten lässt.
Guided Innovation Tours
Geführte Touren boten eine gute Gelegenheit, einen Querschnitt durch die Potenziale und Innovationen kennenzulernen.
Mit dem RetAIl Purchase Navigator entfällt langwieriges Abgleichen des eigenen Produkts mit anderen auf dem Markt, um herauszufinden, welche Menge und welcher Preis angemessen sind. Das KI-gesteuerte Tool übernimmt diese Aufgabe, denn es hat einen Bildverarbeitungsalgorithmus und ein Attribut-Tag. Dafür fotografiert der Händler sein Produkt, worauf der Navigator die Metadaten aus dem Netz vergleicht und dann Preisempfehlungen gibt und Absatzprognosen macht. Auf der EuroCIS zeigte das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme seinen Prototyp, der Prognosen für Sportschuhe aufstellte.
TORY ist ein Roboter-Verkäufer von Metralabs, der drei Aufgaben in einem erledigen kann. Shopping-Assistent: Der Kunde kann mit ihm sprechen, worauf TORY antwortet oder den Kunden zum gewünschten Regal bringt. Regalscanner: Unterwegs im Laden scannt der Roboter die Regale und liefert den Mitarbeitern auf diese Weise Infos über Preise und vorhandene Mengen. Retail Media Display: Auf seinen großen Bildschirmen vorn und hinten zeigt TORY passende Werbung oder Sonderangebote und erkennt, wie die Kunden reagieren.
Eine Unterstützung für Mitarbeiter ist die neue KI-Lösung für die Self-checkout-Plattform von Diebold Nixdorf: Das SCO erkennt nun Frischeprodukt, kann das Alter des Kunden verifizieren, falsch platzierte Waren, wie Verschüttetes oder Heruntergefallenes, aufzeigen oder auch bei der Inventur helfen. Hebt der Mitarbeiter die Arme, erkennt das System, dass eine Gefahr besteht, und löst im Hintergrund Alarm aus. Die KI schützt außerdem vor Diebstählen, indem sie nicht oder falsch gescannte Waren entdeckt.
- EuroCIS 2025 – Metaverse Demo
Um Cyber-Angriffen vorzubeugen, ist es hilfreich, Gegenmaßnahmen virtuell durchzuspielen. Für die Simulation realistischer Szenarien bietet es sich an, sie als so genannten digitalen Zwilling im Metaverse nachzubilden. Auf der EuroCIS zeigte KPMG auf einem Bildschirm ein virtuelles Lager, und Besucher konnten mit einer VR-Brille in Echtzeit verfolgen, wie so ein Test abläuft.
Premiere feierte ein neuartiger Kassentisch von ITAB: Auf Knopfdruck hebt sich das reguläre Kassenband und gibt zwei Self-Checkout-Zonen frei. ITAB Vision ist eine Antwort auf Personalmangel: In Stoßzeiten oder zu normalen Geschäftszeiten lässt sich der klassische Bedienkassentisch nutzen. Bei geringerer Kundenfrequenz oder wenn der Mitarbeiter anderweitig gebraucht wird, kann er den Tisch rasch umrüsten. Gleichzeitig ist dieser Hybrid-Kassentisch ideal für kleinere Läden, die nicht so viel Platz haben, einen zusätzlichen Self-Checkout zu installieren.
Quelle:
Die Recherche erfolgte durch Ute Roggendorf auf Grundlage eigener Messebesuche (EuroShop und EuroCIS), der Teilnahme am Presserundgang der EuroCIS 2025 sowie Informationen aus dem EuroCIS-Newsletter und der Website eurocis.com.
Bildquelle:
Ute Roggendorf








